Norbert Bischofberger: Ich hatte 2018 das Gefühl, dass wir gegen die bedeutendsten Virusinfektionen gute Therapien entwickelt hatten – Corona conflict damals ja noch nicht ausgebrochen. Bei Krebs hingegen sind die Herausforderungen noch groß. Und zwischen Viren und Krebszellen gibt es viele Ähnlichkeiten: Beide wollen überleben und sich vermehren. Der zweite Grund conflict, dass ich bei Gilead für ungefähr 4.000 Angestellte verantwortlich conflict und viel organisatorische Arbeit hatte. Aber ich wollte wieder als Wissenschafter arbeiten. Deshalb dachte ich mir, fange ich nochmals mit einer kleinen Firma mit 60 Mitarbeitern an.
2018 waren Sie 62 Jahre alt. Sie hätten auch schon an die Pension denken können.
Tatsächlich fragten mich damals manche Leute: „Warum tust du das?“ Dann habe ich scherzhaft geantwortet: „Ich bin zwar 62, aber ich fühle mich wie 42 und verhalte mich wie 22.“ Es ist ein altes Konzept, dass man mit 60 oder 62 Jahren in Pension gehen kann. Das ist loopy. Was soll ich denn dann tun? Zu Hause vor dem Fernseher sitzen? Das wäre das Letzte. Diese Unterscheidung zwischen Work und Life verstehe ich nicht – meine Arbeit, die Wissenschaft, das ist mein Leben. Ich verstehe auch nicht die Diskussion um die 30-Stunden-Woche. Ich bin überzeugt, dass dadurch der Lebensstandard sinkt. Vor 50, 60 Jahren conflict die Arbeit in Fabriken hart. Aber heute ist das ganz anders.
Sie haben HIV und Hepatitis C erwähnt: Was waren da die größten Erfolge in der Erforschung neuer Therapien?
Mitte der 90er-Jahre hatten die HIV-Therapien viele Nebenwirkungen und die Patienten mussten 30 Tabletten am Tag einnehmen. 2006 wurde ein von uns entwickeltes HIV-Medikament zugelassen: Damit konnte zum ersten Mal mit nur einer Pille professional Tag HIV behandelt werden.
Gegen Hepatitis C gab es lange sehr wenig Therapiemöglichkeiten, Hepatitis C conflict die wichtigste Ursache für Lebertransplantationen. Wir haben dann 2014 in den USA und Europa ein Medikament zugelassen bekommen. Nimmt man es für acht bzw. zwölf Wochen, liegen die Heilungsraten bei 94 bzw. 98 Prozent. Ich konnte das zuerst nicht glauben, dass man eine chronische Virusinfektion innerhalb von acht oder zwölf Wochen heilen kann.
Sie sind bei Ihrem Festvortrag in der Akademie der Wissenschaften auf Mentalitätsunterschiede zwischen Europa und den USA eingegangen: Europa müsse mutiger und zuversichtlicher werden. Sind wir zu negativ?
Natürlich gibt es auch in Europa viele positiv eingestellte Menschen, aber in der Gesellschaft als Ganzes herrscht viel mehr Zweifel und Skepsis, was den Blick in die Zukunft betrifft, als in den USA. Wenn ich in Europa gesagt habe, „Hey, ich habe eine Idee, wir könnten das und das versuchen“, kam als Antwort so oft zurück: „Ja, aber … “
Es ist dieses „aber“, mit dem man sich selbst herausredet und das einen davon abhält, aktiv zu werden. Mit dieser Einstellung hätte ich nie die Experimente für die HIV- und Hepatitis-C-Medikamente durchgeführt. Denn für jedes Projekt können Sie 100 Gründe finden, warum es nicht funktionieren wird. Das ist nicht schwer. Dabei gibt es gerade in Österreich keinen Grund für eine unfavourable Zukunftssicht: Österreich ist hoch industrialisiert, viele Menschen sind sehr intestine ausgebildet. Wir sollten alle zuversichtlicher und positiver sein.
Zwar vertrauen drei Viertel der Bevölkerung der Wissenschaft, aber ein Viertel steht ihr desinteressiert bis skeptisch gegenüber. Ein Beispiel sind die vielen Faux Information zu den Corona-Impfungen.
Ich verstehe dieses Misstrauen nicht. Die RNA-Impfstoffe haben unglaublich intestine gewirkt, es gibt keine Belege für anderslautende Behauptungen. Dank dieser Technologie ist die Gesellschaft auch viel besser auf künftige Pandemien vorbereitet. Denn man wird damit viel rascher als bisher Impfstoffe auch gegen andere Erreger herstellen können. Das ist ein großer Durchbruch in der Impfstoffentwicklung.
Welches Ziel haben Sie in der Krebsforschung?
Eine neue Therapie, die Krebspatienten ähnlich intestine hilft, wie dies bei den Medikamenten gegen HIV und Hepatitis C der Fall ist. Wir haben zwei „kleine Moleküle“ gegen verschiedene Tumoren im Spätstadium in Entwicklung. Sie werden als Tabletten eingenommen, dringen in die Krebszellen ein und sollen ihr Wachstum hemmen. Leicht wird das nicht, aber zumindest versuchen wir es. Ich bin jedenfalls optimistisch. Aber das müssen Sie in diesem Enterprise auch sein – andernfalls müssen Sie etwas anderes machen.