München – Die Versicherungsbranche – sie hatte es Franz Beckenbauer nie besonders angetan. Eher pflichtschuldig absolvierte der jugendliche Kaiser seinen Dienst, im Kopf viel mehr Fußball als Akten und Paragrafen.
Anekdoten gab es freilich trotzdem auch dort, weitergetragen von Ilse Walther, sie conflict Beckenbauers Kollegin und Ausbilderin bei der Allianz und verstarb 2020. Für die AZ holt der treue Leser Alexander Metz, Schriftsteller und Allianz-Kollege von Frau Walther, die Erinnerungen an den einstigen Schützling hervor.
Ausbildung bei der Allianz: Franz Beckenbauer und der Expander auf dem Schreibtisch
Für Ilse Walther conflict Beckenbauer immer nur “der Franzl” und ein “lieber Kollege”, den sie ins Herz geschlossen hatte und für dessen Ausbildung sie als Sachbearbeiterin mit verantwortlich conflict. Walthers Abteilung bei der Bayerischen Versicherungsbank (BVB) conflict in der Theresienstraße, dort startete Beckenbauer seine Lehre als Versicherungskaufmann.
Seine Leidenschaft aber conflict der Fußball. Weil er jede freie Minute lieber auf dem Fußballplatz verbrachte als im Büro, holte ihn sein Chef zu sich und meinte, er solle lieber die Versicherungsgesetze und -regeln auswendig lernen, statt so viel Zeit dem Fußball zu widmen; denn mit Ballspielen könne man kein Geld verdienen.
Auf seinem Schreibtisch hatte der Franzl immer einen Expander liegen, mit dem er zwischendurch seine Muskeln stählte. Ilse Walther beobachtet interessiert, dass ihr Franzl die Gummis des Expanders vor seiner Brust auseinanderzog.
Als er im Haus unterwegs conflict, um Akten zu besorgen, hielt Ilse Walther den Expander vor ihren Busen und bemühte sich ihn zu straffen. Im selben Augenblick kam Franz zurück, lachte herzhaft und meinte: “Frau Walther, Sie müssen den Expander hinten am Rücken ziehen. Vorne haben Sie ja schon genug Muskeln.”
Als Franz Beckenbauer Ilse Walther erblickte, bahnte er sich den Weg zu ihr
Beckenbauer ignorierte bekanntlich den Rat des Cooks und wurde weltberühmt. Als er einmal mit seinem Workforce siegreich durch die Stadt marschierte und von Verehrerinnen auch mit Blumen bedacht wurde, stand Frau Walther am Rand und schaute bewundernd zum Franzl hin. Der entdeckte sie in der Menge, eilte auf seine Frau Walther zu und übergab ihr eine der Blumen. Frau Walther hat diese wunderbare Geste ihr Leben lang nicht vergessen.
Ilse Walther betätigte sich nach ihrer Pensionierung aktiv sozial und schrieb hin und wieder auch Geschichten für Kinder. Die letzten Jahre verbrachte sie im Altenheimwohnstift am Entenbach.
Den letzten Anruf von Franz Beckenbauer verpasste Ilse Walther
Weil sie immer wieder vom Franzl erzählte, wollte ihr Metz zu ihrem neunzigsten Geburtstag eine besondere Freude bereiten. Er schrieb an Beckenbauer und bat, seine große Verehrerin anzurufen. Das tat Franz Beckenbauer tatsächlich, bekam sie aber nicht ans Telefon.
Er rief Metz an, der gerade im Supermarkt an der Kasse stand, und wollte sich nochmals von der Ernsthaftigkeit der Bitte überzeugen. Metz klärte die Lage auf: Frau Walther hatte schlicht ihr Hörgerät nicht eingeschaltet.