Ob die Geldpolitik der Notenbanken zu einer Rezession führt, wird unter Experten aktuell lebhaft diskutiert. Kommt es zu einem Wirtschaftsabschwung, werden Anleger unter Umständen Depotumschichtungen vornehmen müssen. Ein Guggenheim-Experte rät zum Fokus auf eine Anlageklasse.
• Guggenheim: Hohe Probability auf Rezession bis zum Jahresende
• Rezession bietet Anlegern auch Chancen
• Festverzinsliche Anlagen im Fokus
Die Notenbanken, allen voran die US-Notenbank Federal Reserve, haben den Kampf gegen hohe Inflationsraten aufgenommen. Eine Anhebung des Leitzinses, die als probates Mittel im Kampf gegen Preissteigerungen, die mit einer Geldentwertung einher gehen, gilt, hat aber Folgen für die Wirtschaft. Die Wirtschaft wird ausgebremst, kommt zum Stillstand oder schrumpft im schlimmsten Fall. Ob es zu einer sanften oder harten Landung kommt, ist in Expertenkreisen weiter umstritten. Steve Brown, Senior Managing Director und Chief Funding Officer von Guggenheim, gehört zur Gruppe der Marktbeobachter, die von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung ausgehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es bis zum Jahresende zu einer Rezession in den Vereinigten Staaten kommen wird, sei “relativ hoch”. Zeitgleich erwartet der Guggenheim-CIO ein Absinken der Inflation auf drei Prozent, 2024 könne sich die Teuerungsrate dann dem 2-Prozent-Ziel der Fed annähern.
Während die jüngsten Wirtschaftsdaten möglicherweise auf eine “laufende Rezession, ein rollendes Expansionsumfeld, … hindeuten, sind das Ausmaß der finanziellen Straffung und die anhaltende quantitative Straffung durch die Fed allesamt ziemlich erhebliche Gegenwinde, die das Wirtschaftswachstum über einen Zeitraum von mehreren Jahren schwieriger machen”, so der Experte in einem Telefoninterview gegenüber MarketWatch.
Chancen für Anleger
Anlegern rät er im aktuellen Marktumfeld zum Fokus auf festverzinsliche Anlagen. Die Renditen von Staatsanleihen seien so hoch wie seit rund einem Jahrzehnt nicht mehr, so der Experte zur Begründung. “Dies ist eine großartige Gelegenheit für uns, für unsere Kunden, Renditen sowohl aus der Basisrendite als auch aus ungewöhnlich breiten oder in manchen Fällen deutlich größeren Spreads zu erzielen”, wird Brown zitiert.
Dabei seien die größten Chancen in nicht-staatlichen strukturierten Krediten zu generieren, konkret nennt der Guggenheim-Experte in diesem Zusammenhang Asset-Backed Securities und nicht-staatliche hypothekenbesicherte Wertpapiere für Wohnimmobilien. “Auch aus fundamentaler Sicht der Kreditwürdigkeit sind wir positiv gestimmt. Wir halten es in diesem unsicheren Umfeld für ratsam, in vorrangig besicherte Risiken aus Vermögenspools oder Cashflow-Strömen zu investieren, die unserer Einschätzung nach über einen Konjunkturzyklus hinweg widerstandsfähig sind”, sagte Brown.
Auch andere Experten raten zu Anleihen
Auch der CEO von DoubleLine Capital, Jeffrey Gundlach, hat sich angesichts einer drohenden Rezession immer wieder für den Fokus auf den Anleihenmarkt ausgesprochen. “Der Rentenmarkt ist gegenüber der Börse nachweislich günstig, und ich empfehle kein 60-40-Portfolio, sondern eher ein 40-60-Portfolio oder sogar ein 40-25-15-Portfolio, mit Anleihen, Aktien und anderen Dingen. Die Anleiheallokation wird sich in diesem Jahr als viel lohnender erweisen”, so der Marktexperte unlängst.
Von JPMorgan waren ebenfalls ähnliche Töne zu hören: In ihrem Ausblick zur Jahresmitte 2023 hält die Vermögensverwaltungsabteilung Anleihen für eine von fünf Möglichkeiten, wie Anleger den drohenden Wirtschaftsabschwung bewältigen können. “Möglicherweise halten Sie zu viel Bargeld und nicht genügend Anleihen”, so die Marktexperten mit Blick auf die bisherige Positionierung vieler Anleger.
Redaktion finanzen.web