Andreas Meyer Primavesi ist Geschäftsführer der Vereine Minergie und GEAK. Der studierte Forstingenieur erklärt in einem Interview, was es mit den Labels auf sich hat und welche energetischen Sanierungen besonders sinnvoll sind.
Herr Meyer Primavesi, wem empfehlen Sie, umweltfreundlich zu sanieren?
Ein heutiger Neubau erreicht bei der Gesamtenergieeffizienz die Klasse B des GEAK. Mit einer Gesamtsanierung eines bestehenden Gebäudes, zum Beispiel einem Fensterersatz, kombiniert mit einer Dachsanierung inklusive Fotovoltaikanlage und einem Umstieg auf eine Wärmepumpe, landet man sicher in der Klasse C. Wenn man zumindest teilweise auch die Fassade dämmt, in der Klasse B. Wer additionally nicht mindestens in Klasse C ist, hat ein grosses ungenutztes Potenzial. Eine Mehrheit der bestehenden Schweizer Gebäude ist aber in den Klassen E, F und G. Schaffen wir es nicht, die meisten davon in den nächsten 10 bis 20 Jahren in die Klassen C und besser zu bringen, sind die Schweizer Energie- und Klimaziele nicht erreichbar.
Die Mehrheit der Liegenschaftsbesitzenden sollte demnach eine umweltfreundliche Sanierung durchführen. Dabei gibt es verschiedene Optionen. Was ist eine «Minergie-Systemerneuerung» und was ist der Unterschied zum Vorgehen mit GEAK Plus?
Die Minergie-Systemerneuerung ist perfekt auf den GEAK Plus abgestimmt – in der Regel zeigt die GEAK-Expertin oder der GEAK-Experte in einer Variante auf, welche Massnahmen für eine Minergie-Gesamtsanierung nötig sind. Man landet damit bei der Gesamtenergieeffizienz mindestens in der Klasse B, muss aber noch ein paar weitere Anforderungen erfüllen, um den Komfort und den Werterhalt sicherzustellen. Dazu gehört vor allem auch der Einbau einer einfachen Lüftungsanlage, der sogenannten Grundlüftung. Für die Hauseigentümerinnen respektive Hauseigentümer wertvoll ist sicherlich die mit der Minergie-Zertifizierung verbundene Qualitätssicherung in der Planung, der Ausführung und der Inbetriebsetzung. Meist baut man ja nur einmal im Leben, Bauen ist additionally für die meisten von uns Neuland.
Was sind die häufigsten Fragen von Personen, die umweltfreundlich sanieren möchten?
Welche Wärmepumpe soll ich wählen: Erdsonden- oder Luft-Wasser-Wärmepumpe? Was spricht für Erdsonden? Oder doch besser Holz als Energieträger oder womöglich ein Fernwärmeanschluss? Nur noch selten werde ich gefragt, ob man bei Öl oder Fuel bleiben soll, das scheint langsam klar zu sein. Oft wird auch gefragt, ob sich eine Fotovoltaikanlage wirklich lohnt und wie gross sie sein sollte. Und ob man sich neben dem Fensterersatz auch an die Dämmung der Fassade wagen soll. Ich könnte keine der Fragen generell beantworten – dafür braucht es eine Fachperson, die sich das Objekt vor Ort anschaut und die finanziellen Möglichkeiten und Präferenzen der Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer abklärt.
Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen für die Schweiz, um den Gebäudepark umweltfreundlich zu machen?
Bei der Dämmung der Fassaden. Ich gehe davon aus, dass die fossilen Feuerungen nun relativ rasch flächendeckend ersetzt warden; der Ukrainekrieg hat da nochmals viel bewirkt. Auch der Fotovoltaik gebe ich viel Kredit, aus politischen Gründen und weil sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Fotovoltaikanlagen und die Einspeisung von Eigenstrom rasch verbessern.
Bei der Fassadendämmung sehe ich jedoch momentan nicht, dass sich rasch viel zum Besseren wendet. Da müssten die Rahmenbedingungen vom Staat nochmals attraktiver gestaltet werden. Wichtig wäre dies schon: Wenn wir die AKW abschalten, auf Elektromobilität umsteigen und quick alle fossilen Feuerungen durch Wärmepumpen ersetzen, haben wir im Winter ein Drawback mit der Versorgungssicherheit. Und für die Effizienz von Wärmepumpen ist die Qualität der Gebäudehülle entscheidend.
Was müsste in Bezug auf den Schweizer Gebäudebestand passieren, damit die Klimaziele des Bundes erreicht werden können? Was kann jede einzelne Particular person dafür tun?
Wir sind heute in der privilegierten State of affairs, dass alle für die Transformation des Gebäudebestands nötigen Technologien reif sind – das conflict vor 10 Jahren noch nicht so. Es braucht nun gleichzeitig den Staat, der die Rahmenbedingungen nochmals leicht verbessert – einzelne Kantone wie Basel-Stadt zeigen, wie das geht. Und auch ganz, ganz viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer, die ihre Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft wahrnehmen und ihr Haus endlich sanieren. Das Schöne ist: Es lohnt sich auch für jene, die investieren und in diesen Häusern leben!