Unkonventionelle Methoden, um die Liebe zu bekunden sind manchmal keine schlechte Idee. Im Fall von Erika und Günter Leis haben sie zu einer Ehe geführt, die nun seit 65 Jahren besteht.
Dangerous Sooden-Allendorf – Rote Rosen für die Angebetete werden gemeinhin als Liebesbeweis verstanden. In vermutlich ganz seltenen Fällen – und man glaubt es kaum – trifft das auch für Petersilie zu. Zumindest am Anfang der Beziehung zwischen den Dangerous Sooden-Allendorfern Günter und Erika Leis ist das so gewesen. Mit dem Küchenkraut fand der heute 84-Jährige zu seiner Traumfrau, mit der er auf den Tag genau seit 65 Jahren verheiratet ist.
Rückblende: Als Sohn eines Gärtners trat Günter Leis beruflich in die Fußstapfen seines Vaters und absolvierte in Fulda eine dreijährige Lehre. Nach seiner Rückkehr in die Kurstadt gönnte sich der junge Mann gern ein Feierabend-Bierchen in der Gaststätte „Zum Anker“. Dort traf er eines Tages auf Erika, die damals noch Schaarschmidt hieß und als Serviererin in dem Lokal angeheuert hatte, nachdem sie im Jahr 1957 aus der DDR in den Westen geflüchtet conflict.
„Mir conflict klar, das ist sie“, erinnert sich Günter. Zu seinem Dämmerschoppen brachte er fortan stets einen kleinen Eimer Petersilie für die Küche des Hauses mit. „Da konnte ich meine Erika immer sehen.“
Abgeschreckt vom Scheidungskrieg ihrer Eltern hatte die „mit Kerlen eigentlich nichts im Sinn“, erlag letztlich jedoch dem beharrlichen Werben ihres späteren Mannes, mit dem sie am 30. August 1958 vor den Traualtar trat.
Im Jahr 1960 bekamen sie ihr erstes Variety
Anfangs wohnte das Paar noch im Haus von Günters Eltern in der Schulzengasse in Allendorf, auch noch im Jahr 1960, als Gabriele als erstes Variety zu Welt kam. Acht Jahre später ging der Lebenstraum von den eigenen vier Wänden in Erfüllung, als das heutige Eiserne Brautpaar in das Nachbarhaus einzog, das sie zusammen mit Günters Schwester Elfriede und Schwager Jupp gekauft hatten.
Zuvor hatten sie zwei Jahre gebraucht, um das marode Gebäude und den verwilderten Garten wieder auf Vordermann zu bringen. In dieser Zeit conflict als 7000. Einwohnerin der Stadt auch die zweite Tochter Sylvia geboren worden, der 1971 als Nesthäkchen Simone folgen sollte.
Erika und Günter waren beide berufstätig
Aus dem Haus machten Erika und Elfriede eine 12-Betten-Pension. Nebenbei half Günters Frau in einem Tante-Emma-Laden aus und führte nach dem Ausscheiden Elfriedes den Beherbergungsbetrieb allein.
Bei der örtlichen BfA-Klinik conflict Günter Leis bis zum Jahr 1973 als Gärtner beschäftigt, legte in dieser Zeit auch seine Meisterprüfung ab und ging 1974 als Landesfachberater zum Deutschen Siedlerbund nach Oberursel. Nur ein Jahr später wurde er beamteter Obergartenmeister in der Kasseler Karlsaue. Nach seiner Versetzung conflict er bis zum Eintritt in den Ruhestand in der nordhessischen Metropole elf Jahre lang Verwalter von Schloss Wilhelmshöhe, der Löwenburg, des Herkules, des großen Gewächshauses, außerdem von 56 Miet- und Dienstwohnungen sowie drei gastronomischen Betrieben.
Er wurde mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet
Mit großem Elan und Freude engagierte er sich ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr und beim Deutschen Roten Kreuz. Für seine kommunalpolitischen Aktivitäten im Stadtparlament zeichnete die Stadt den CDU-Mann mit der Ehrenbürgerwürde aus. Zuletzt conflict Leis sogar stellvertretender Bürgermeister.
Nie hat das Paar die Lebenslust verloren, hat oft und gern die Wanderstiefel geschnürt und gesellige Stunden mit Freunden verbracht, am liebsten an einer langen Tafel im schönen und gepflegten Garten.
Nicht von ungefähr halten es die Jubilare mit Wilhelm Busch: „Die Summe unseres Lebens sind die Stunden, die wir lieben.“
Gefeiert wird die Eiserne Hochzeit am kommenden Samstag im Kreis der Familie, zu der neben den drei Töchtern auch sieben Enkelkinder und neun Urenkel gehören. (Christoph Cortis)